User Experience
Mach mal, Google!
Die Kampagne für den Assistant
Das Thema Sprachsteuerung ist ja aktuell quasi in aller Munde ¬ – genau wie die Kampagne von Google. Unter dem Motto "Mach mal, Google" bewerben die Kollegen ihren digitalen Sprachassistenten, der den Menschen das Leben leichter machen soll.
Die Kampagne ist die Adaption des US-Auftritts, den das Google Creative Lab inhouse entwickelt und im März zur Oscar-Verleihung gelauncht hat. Nun ist das gute alte Europa dran: Ende Mai ist die Kampagne in Frankreich gestartet, seit Juni läuft sie auch in Deutschland, die Adaption für den hiesigen Markt hat R/GA übernommen.
Und während die einen noch über das immense Potenzial reden, reden die anderen schon längst mit ihren digitalen Alltagshelfern. Noch hat Amazons Konkurrenz-Software Alexa die Nase vorn. Aber Google holt auf. Die Kampagne dürfte ihren Teil dazu beitragen, denn sie funktioniert aus meiner Sicht erstaunlich gut.
Aufmerksam bin ich auf die Kampagne interessanterweise durch die „oldschooligen“ Out of Home Motive geworden – und da bin ich sicher nicht der Einzige. Schon interessant, wenn man bedenkt, dass es hier um eines der digitalen Trendthemen und eines der globalen Digitalunternehmen geht. Von den schier omnipräsenten City-Light-Postern und anderen großflächigen Plakaten kommt die Werbebotschaft vor weißem Hintergrund erfrischend schlicht daher – und bleibt trotzdem, oder vielleicht deswegen, im Gedächtnis.
Welche Bedeutung Google seinem Assistant zumisst, zeigt die breite Streuung der Kampagne – denn mit Sprachbefehlen oder -eingabe alltägliche Dinge zu erledigen, wird der nächste Paradigmenwechsel im Web sein. In jedem Zukunftsreport werden "Voice Search" und Sprachsteuerung als die großen digitalen Trends benannt.
Deshalb feuert Google medial aus allen Rohren und bewirbt seine Sprachsteuerung analog und digital. Der Kern der Kampagne ist ein 60-sekündiger Film, in dem verschiedene Protagonisten in Alltagssituationen auf die Hilfe des smarten Assistenten zurückgreifen. Das Storytelling ist simpel, aber intelligent. Witzig, aber präzise. Am Ende gar sympathisch. Google trifft mit der Kampagne zu seinem Sprachassistenten auf jeden Fall den richtigen Ton.
Eine Tankstelle finden, eine Erinnerung eintragen, das Licht zu Hause dimmen, Nachrichten schreiben lassen – Google zeigt die Bandbreite, die der Assistant beherrscht. Er kann sogar mit dem ehemals geliebten Partner Schluss machen. Zumindest theoretisch. Auch das eine Szene im 60-Sekünder. Und so spielt Google charmant mit der Kritik, indem dass es doch auch wichtige Bereiche in unserem Leben gibt, um die wir uns besser selber kümmern sollten.
Bei solchen Befehlen antwortet Google dann vielleicht bald: „Mach mal selber, Mensch!“
Die Top-Kampagne ist in der INTERNET WORLD Business vom 13. August 2018 erschienen.