Digitale Transformation
Bits & Pretzels
“Wir müssen uns ständig neu erfinden”
Auf der Bühne der dreitägigen Start-up-Konferenz „Bits & Pretzels“ in München: Topmanager großer Konzerne wie die Allianz oder der FC Bayern sprechen darüber, welche Herausforderungen die Digitalisierung an ihre Unternehmen stellt. Im Publikum: Gründer, die aus ihren Erfahrungen lernen – und selbst alles besser machen wollen.
„Wenn wir für Fußballfans relevant sein wollen, müssen wir uns ständig neu erfinden“, erklärt, Stefan Mennerich, Director Media Rights, New Media and IT des FC Bayern München. Das Fußballgeschäft sei längst ein globales. „Wir müssen eine Brücke von München zu unseren Fans in aller Welt schlagen – und das geht nur digital.“ 48 Millionen Fans hat der Club in sozialen Netzwerken weltweit.
Dabei gelingt es dem FC Bayern, seine Marke ins digitale Zeitalter zu transportieren. „Unsere Werte bleiben gleich, aber wir verbreiten sie auf anderem Weg“, erklärt Mennerich. Jeder Kontakt zu einem Fan in Social Media birgt die Chance, die Marke zu den Fans zu bringen. Eine große Rolle spielt dabei die Aktivität der Mannschaftsmitglieder im Netz. „Die Spieler sind selbst Sender, sie sind in sozialen Netzwerken Markenbotschafter des FC Bayern München und bauen gleichzeitig ihre eigene Marke auf.“ Kein Wunder, dass der Club in der Studie der UDG United Digital Group zum Digitalisierungsgrad der Fußball-Bundesliga-Vereine Platz eins belegt.
Nicht ganz so leicht mit dem Kontakt zu ihren Kunden hat es die Allianz. Die Verbraucher suchen meist nur im Schadensfall das Gespräch mit dem Versicherungskonzern. „In einer digitalen Welt können wir das ändern und uns mit unseren Kunden verbinden“, sagt COO Christof Mascher am Montag in München. Für die Finanzbranche ist die digitale Transformation kein leichtes Unterfangen. „Wir müssen uns, unsere Produkte und unsere Struktur weiterentwickeln“, erklärt Mascher. Dass er bei „Bits & Pretzels“ spricht, ist ein deutliches Signal, dass die Allianz die Suche nach Partnern ernst meint und auch mit Start-ups kooperieren möchte.
Gründer profitieren auf der Konferenz von den Erfahrungen großer Konzerne, doch auch etablierte Unternehmen können von Start-ups lernen, glaubt Andreas Bruckschlögl, der „Bits & Pretzels“ zusammen mit Bernd Storm und Felix Haas veranstaltet:
Die Transformation ist nicht nur bei Traditionsunternehmen ein Thema – auch Zalando befindet sich im Wandel. Von einem Modehändler will das Unternehmen zur Plattform werden. „Wir möchten ein Ökosystem bilden, das effizient und transparent ist“, so CIO Philipp Erler. Der Prozess habe im März begonnen. „Dafür müssen wir 9.000 Mitarbeiter überzeugen, ihre Arbeitsweise zu verändern.“ Die Beziehung zwischen Unternehmen und Mitarbeitern solle auf Vertrauen basieren, kleine Teams eigenverantwortlich arbeiten. Effektivität sei wichtig, aber nicht (mehr) der höchste Wert, betont Erler. „Wenn man sehr effizient ist, kann man selten innovativ sein, denn dann schaut man nicht nach rechts oder links.“ Wie transparent und offen Zalando inzwischen sei, könne man daran erkennen, dass das Unternehmen über seinen Wandel spreche. „Früher waren wir sehr verschlossen.“
Offenherzig und lebhaft ist dann auch der dritte Tag der Konferenz: Die 3.600 Besucher sind zum Networking im Schottenhamel-Zelt auf dem Oktoberfest. Bei Bier und Hendl erleben viele Teilnehmer ebenfalls eine (vorübergehende) Transformation. Und knüpften viele Kontakte. Aber das ist eine andere Geschichte.